<<zurück

Die ausführliche Vereinsgeschichte in Form einer Erzählung eines Mitglieds finden Sie im folgenden:



Vereinsgeschichte



Es war 1976, am 17. September. Ich erinnere mich nur noch an das Bild in unserem Wohnzimmer, 9 Erwachsene um mich herum, Mama, Papa und die beiden Brüder unterschrieben, also durfte ich auch mit auf dem Papier stehen. Was das war wurde mir erst Jahre später bewusst. Es ist die erste Seite in unserer Vereinschronik und meine Kinderunterschrift sticht mir immer wieder ins Auge. Die Gründungsurkunde. Was mir damals als Neunjähriger zu dem Verein einfiel, weiß ich nicht. Aus heutiger Sicht ist das der Beginn meiner seit 30 Jahren aktiven Mitgliedschaft bei den Eisenbahnfreunde München Südost e.V.. Der Grund dafür, warum ich an vielen Freitagen “gebucht“ war und bin. Es hat angefangen als meine Brüder und ein paar Freunde aus einem anderen Modellbahn- Verein austraten, weil sie unzufrieden waren. Ihrem Hobby wollten sie aber trotzdem nachgehen und so wurden die Eisenbahnfreunde München Südost e.V. (EMS e.V.) gegründet.


Nachdem ein Vereinsheim im Bahnhof München- Perlach gefunden war, wurden Pläne einer großen Modellbahnanlage geschmiedet. Ein Vereinsheim im Münchner Raum war auch damals etwas Besonderes. Im ehemaligen Schalter- und Warteraum wurden das Modellbahnstellwerk, die Werkstatt und der Süssigkeitenschrank eingeplant. Im früheren Fahrdienstleiterraum sollte die Modellbahn gebaut werden. In einen dritten Raum kamen unser bester Ofen, Sessel und ein altes Sofa.



Mit bescheidenen Mitteln wurden eine 2m x 6m große H0-2L-Gleichstrom-Modellbahnanlage aufgebaut. Die Mitgliederzahl war bis dahin schon auf ca. 20 Personen angestiegen, doch die Einnahmen durch Vereinsbeiträge deckten nur die nötigsten Ausgaben. Werkzeuge brachten die Mitglieder von daheim mit und für jede Spende ob Elektronikkabel, Holz zum Heizen oder ein altes Sofa waren wir dankbar. Selbst alte Öfen nahmen wir gerne an. Das Konto des Vereins versuchten wir durch Ausstellungen aufzubessern, was auch mehr oder weniger gut gelang.


Die Modellbahn, die mit einem in S-Form angelegten, großzügigen Bahnhof mit einem BW, einer Nebenbahn und einer kleinen Holzfabrik aufgebaut wurde, war damals in meinen Augen das Beste was es geben konnte. Wir Jugendlichen waren oft damit beschäftigt unter der Anlage steckengebliebene Züge anzuschieben, verlorene Zugteile nachzuliefern oder Entgleisungen zu beseitigen. Für uns Kinder war das ganz normal und selbstverständlich, es sollte sich aber noch viel an meiner Meinung ändern. Auch Züge die auf Steigungen hängen blieben, wurden nicht etwa vom Betrieb bei Ausstellungen herausgenommen oder gekürzt, so viel rollendes Material hatten wir auch nicht. Nein es hat irgendwie Spaß gemacht „mehr Gas“, “nicht so schnell“, „langsamer“ oder „Achtung Gegenzug“ zu rufen und den Zügen und Lokomotiven, die doch im Namen des Vereins hier ihren schweren Dienst versahen, echte Hilfeleistung zu bieten. Wir Jugendlichen waren die mutigen Zughelfer, die unter der Anlage im Dunklen ihre Finger in „gefährliche“ Gleisbereiche zu stecken wagten und die Züge weiterbrachten. Es war die Zeit der Fleischmann 94, der Roco 57, oder der Jouef 44 und die Diskussion um Fahreigenschaften hatte uns noch nicht erfasst.

Ganz andere Probleme hatten wir mit kleinen Nagern. Mäuse, die offenbar unter dem alten Dielenfußboden lebten, kamen über den Anlagenuntergrund durch die Tunnels auf die Anlage und schickten sich dort an, unseren Islandmoosbestand zu vernichten. Zum Dank ließen sie dann an allen Ecken und Enden ihre kleinen schwarzen Kügelchen liegen. Wir wollten Rache und platzierten die schnell gekauften Mausefallen zum Ende des Clubabends genau in den Tunneleinfahrten. “Hier müssen sie lang, genau da und dann Zapp“. Zapp machte es auch, jedoch erst am nächsten Freitag. Das erste Opfer war aber keine Maus, sondern eine Lok, eine Roco 118. Der Fahrdienstleiter hatte wohl das Hindernis vergessen. Die Lok hat dann als Trostpflaster Federpuffer bekommen, mehr war nicht kaputt, aber ich glaube sie hat immer noch Angst vor Tunnelausfahrten. Nachdem es dann noch einige Male “Zapp“ gemacht hatte, mussten wir an dieser Stelle den Schotter färben. In der schon erwähnten Holzfabrik wurden per Schwerkraft Baumstämme entladen. Durch ein Loch im Anlagenboden, versteckt in einer großen Halle führte ein Gleis steil nach unten. Die Rungenwagen hatten auf einer Seite keine Stirnbordwand und die Ladung rutschte ins Dunkle in eine bereitgestellte Schachtel. So gab es jede Menge Rangierarbeit, denn jeder Wagen musste einzeln in die Halle gefahren werden. Manchmal, und das hing ganz von der Erfahrung des zuständigen Lokführers ab, fiel der zu entladende Wagen mit in die Tiefe. Der Kenner konnte das am lauteren Poltern hören. Die Nebenbahn, von der die Holzzüge kamen führte in einer engen, steilen Kurve um den Bahnhof herum um ihn dann in luftiger Höhe auf einer 2,10m langen Brücke zu überqueren. Es schloss sich ein kleiner Kreuzungsbahnhof an und von dort gelangte die Strecke durch einen Wanddurchbruch in den Stellwerksraum. Hier war ein Schattenbahnhof, an dem die Züge wieder mit Holz beladen werden konnten. Fehlende Wagen wurden hier aus der besagten Kiste befreit. Zusammenfassend kann ich sagen, es war eine in schwierigen Zeiten aufgebaute, großzügige Anlage, die noch lange nicht fertig gewesen wäre. Die jährlichen Ausstellungen zogen immer wieder hunderte Menschen aus dem Münchner Raum an. Auf diesen Veranstaltungen wurden auch viele jetzige Mitglieder auf uns aufmerksam, die den Verein entscheidend mit prägten. Der Vermieter, die Bundesbahndirektion München, entschloss sich dann aber 1984 diese Räume einem anderen Mieter zu geben. Es ging dabei nur um Geld, 200,- DM monatlich, die eine Malerfirma mehr bezahlte. Uns wurde einfach so gekündigt, die Deutsche Bundesbahn hatte mit uns Eisenbahnfreunden kein Erbarmen. So fand die Anlage ein jähes Ende. Da sie nicht für eine Zerlegung konzipiert war, hatte der Auszug leider den Totalabbruch zur Folge. Nur einzelne Ausstattungsteile, wie Drehscheibe und Ringlokschuppen konnten für eine spätere Nutzung gerettet werden. Die Malerfirma zog übrigens bereits nach einigen Monaten wieder aus, seit mehr als 20 Jahren stehen die Räume nun leer – ein tolles Geschäft für die DB. Aber kein Schaden ohne Nutzen. Doch davon später. Wir waren heimatlos. Die Clubtreffen wurden in der Folgezeit in einer Ottobrunner Schule abgehalten. Die Habseligkeiten konnten wir bei einer befreundeten Spedition unterstellen. Dia- und Filmvorträge von Mitgliedern und ähnliche Aktivitäten wurden veranstaltet. Die Idee eines von der DB gekauften alten Postwagens spukte uns im Kopf herum.
Bis uns dann von der DB die Erdgeschossräume des Bahnhof Otterfing angeboten wurden. Er lag etwa 20 km vom alten Vereinsheim entfernt, weit draußen im Umland, an der S-Bahn kurz vor Holzkirchen. Letztendlich nahmen wir das Angebot an. Bald waren wir wieder eifrig beim Einrichten des Vereinsheims und am Planen der Modellbahnanlage. Kopf- gegen Durchgangsbahnhof, viel Nebenbahn oder mehr Paradestrecke, lauter tolle und schöne Ideen. Warum können wir nur eine Idee davon umsetzen? Es wäre so schön mehr Platz zu haben.



Aber zunächst noch eine andere Entwicklung - in dieser Zeit wuchsen zwei, für den Verein sehr wichtige, Projekte heran. Zum einen entwickelten Mitglieder ein spezielles Potentiometer, das mit der entsprechenden Elektronik ausgestattet, den Modell-Lokomotiven zu besonders guten Langsam-Fahreigenschaften verhalf. Nach einer Phase der Entwicklung und Verfeinerung konnten wir dann in die Serienproduktion gehen. Alle erwachsenen Mitglieder wurden mit dem leckeren Essen meiner Mutter in mein Elternhaus gelockt. In unserem Hobbyraum warteten schon Lötkolben, Zangen, Biegevorrichtungen und Platinen-Halter. Mit dem ersten Getränk vertröstet, werkelten alle eifrig, dann drang auch schon bald Essensduft durch die Tür und wir machten Pause. Unter so angenehmen Bedingungen kamen viele Mitglieder immer wieder gern zu unserer geselligen Abendbeschäftigung.
Den Absatzmarkt erschlossen wir auf Modellbahn- Ausstellungen und Messen. Stuttgart, Kempten, München und sogar Braunschweig sind die Höhepunkte der Verkaufsbemühungen für unsere Langsam-Fahrregler. Diese ehrenamtlichen Arbeiten und Aktionen hatten oft nur entfernt mit dem Modellbahn- Hobby zu tun. Nachdem wir von Ausstellungen genug hatten, legten wir dann den Vertrieb in die Hände der Fa. SB-Modellbau in Olching bei München. Als SB-Modellbau Produkt wurde unser Fahrregler sogar Modell des Jahres 1990. Darauf und auf die finanzielle Situation, die durch den Fahrregler-Verkauf entstanden ist, sind wir alle stolz. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an alle die mit geholfen haben, aber ganz besonders an Dieter Hohmann und an meine Mutter. Nachdem die Firma Ruf vor einigen Jahren die Produktion unserer Spezial-Potentiometer eingestellt hat, endete nach aufbrauchen unserer Materialvorräte leider auch unsere Fahrreglerproduktion.

Olaf Fröhlich